schick 14 - Plattenspieler

schick 14 - Plattenspieler

schick 14-Plattenspieler

Mit Plattenspielern ging es mir wie mit Tonarmen: Historische Modelle sind schön, aber selten und müssen aufwendig restauriert werden, sollen sie höchstes Niveau erreichen. Im Plattenspielerbau ist zwar die Zeit nicht stehengeblieben, insbesondere was die Motoren und Lager anbelangt, und man sollte meinen, damit hochwertige Plattenspieler auf dem heutigen Markt vorzufinden. Nicht entwickelt hat sich allerdings die typische Rezeptur der meisten Plattenspieler: Billigste Motoren, Riemen mit Jojo-Effekten, schwere Teller aus minderwertigem und/oder unpassendem Material sowie dünne, vergleichsweise instabile Lager. Die Folge: Der Klang ist leblos und eine zeitrichtige Wiedergabe nicht möglich.

Plattenteller

Der schick 14 setzt da an, wo die analoge Ära scheinbar ihren Abschluss gefunden hat: in der Studiotechnik bei den letzten Neumann Plattenschneidemaschinen. Der Teller dieser Plattenschneidemaschine hat einen Durchmesser von 14 Zoll (35,5 cm). Dieses besondere Maß dient als Namensgebung für meinen schick 14-Plattenspieler. Kann man bei diesem großen Durchmesser auch einen 9 Zoll-Tonarm montieren? Aber sicher, das ist kein Problem.

Der Teller wiegt „nur“ 4 kg. Wieso ein relativ leichtes Tellergewicht und ein großer Tellerdurchmesser? Was soll das bringen? Das hat mit dem Trägheitsmoment zu tun: Ein größerer Tellerdurchmesser mit relativ leichtem Gewicht hat auf das Trägheitsmoment deutlich stärkere/positivere Auswirkungen als ein höheres Gewicht auf einen kleinen 12 Zoll-Teller (30 cm-Teller). Sprich, immer schwerere Teller sind keine Lösung. Denn eine hohe Masse führt zu Problemen, etwa für das Lager. Dagegen erhöht ein größerer Tellerdurchmesser das Trägheitsmoment und die effektive Masse. Der Vorteil hiervon ist, dass sich die Drehzahlregelungen im Motor nicht als Drehzahlschwankungen bemerkbar machen.

Gegossen ist der Teller aus einer speziellen Aluminium-Magnesium-Legierung und lehnt sich damit an historische Vorbilder an. Die spannungsarme Gusstechnik sorgt für ein gutmütiges und stabiles Resonanzverhalten.

In Kombination mit einem überaus kräftigen Motor erziele ich somit einen Antrieb von höchster Konstanz. Die Kopplung von Motor und Teller erfolgt über ein Reibrad mit großem Durchmesser, das horizontal die Tellerinnenseite antreibt. Diese Technik bewirkt ein gleichmäßig hohes Drehmoment im Antrieb. Der Schlupf, wie beim Antrieb mit Faden, oder das Leiern, wie beim Antrieb mit Gummiriemen, werden vermieden.

Motor

Nach einem passenden Motor habe ich lange gesucht und bin schließlich in Deutschland fündig geworden. Viel zu oft werden kleine, schwache und billige Motoren in Plattenspieler eingebaut. Der Motor, den ich verwende, hat sein Zuhause in der Medizintechnik und in kritischen Industrieanwendungen. Es handelt sich also um einen hochwertigen, leistungsstarken Motor – made in Germany. Der Hersteller passt die Leistung des Motors individuell auf die Wünsche des Kunden an. Im Falle meines schick 14-Plattenspielers heißt das, dass der Motor speziell auf Laufruhe und Konstanz ausgerichtet wurde. Weitere hervorstechende Merkmale dieses bürstenlosen Gleichstrommotors sind seine Feinwuchtung und das programmierbare Steuermodul.

Zarge

Das Material, das ich für meine Zarge verwende, ist hochverdichtetes Polymer aus dem industriellen Werkzeugbau. Es hat die Anmutung eines Steins oder feinen Anzugstoffs. Zum Einsatz kommt es bei mir, weil es ideale Dämpfungseigenschaften besitzt: Es dämpft, ist aber nicht „tot“. Und es absorbiert sowohl hohe als auch tiefe Frequenzen. Anders als bei harten Materialien, kommt es nicht zu den typischen Speichereffekten von Vibrationsenergie. Das Polymer-Material ist schwer, aber nicht zu schwer. Es ist leichter als Stein, aber schwerer als Holz. Aufgrund seiner Formstabilität findet man es häufig im Werkzeugbau. Selbst bei den in Wohnräumen üblicherweise auftretenden Temperaturunterschieden dehnt es sich quasi nicht aus.

Wie ein Handschuh umhüllt die Zarge den schick 14 und hat nur da, wo es nötig ist, Aussparungen. Diese Bauweise gewährt höchstmögliche Stabilität. Insgesamt bietet das Zargen-Material, das ich für meinen schick 14-Plattenspieler einsetze, mit all seinen Eigenschaften die perfekte Kombination aus Stabilität und Spritzigkeit – und trägt somit zu dem Klangideal bei, das ich anstrebe.

Lager

Das „Vintage“-Konzept übernehme ich immer dann, wenn es beste Ergebnisse liefert. Dies gilt insbesondere für das Plattenteller-Lager in Bezug auf die Bronzebuchsen und Stahlkugeln. Aber auch auf High-Tech trifft man in dem Lager, das ich für den schick 14 einsetze. Die Spindel-Auflage z.B. besteht aus PEEK (Polyether Ether Keton, nicht zu verwechseln mit dem weichen und billigen POM). PEEK wird etwa in Automotoren zur Kettenführung eingesetzt. Hält PEEK in einem heißen Motor hunderttausende Kilometer aus, dann sollten 33,3 Umdrehungen pro Minute in meinem schick 14 ein Kinderspiel sein – bzw. die beste Garantie für eine lange Lebensdauer.

Weiteres High-Tech findet sich im Schmierstoff. Ich setze ein synthetisches Fluid ein, das laut Hersteller für „alle Drehzahl- und Lastbereiche geräuscharm, oxidationsbeständig und mit gutem Temperatur-Viskositätsverhalten“ läuft. Konkret heißt das z.B., dass es für eine Temperatur zwischen -40 und 140°C einsetzbar ist. Katar oder Kanada, Klimawandel hin oder her – selbst bei starken Temperaturschwankungen im Wohnraum bleibt das Öl in seinen Schmiereigenschaften identisch. Man sollte meinen, der Einsatz dieser hochwertigen Fluide sei eine Selbstverständlichkeit im Plattenspielerbau. Mitnichten, so musste ich feststellen.

Reibrad

Ein gut gemachtes Reibrad kann, angetrieben von einem modernen laufruhigen Motor, flüsterleise seine Dynamik entwickeln. Ohne jegliches Rumpeln oder Ruckeln. Die Grundlage dafür bildet eine neue Polyurethanmischung, mit der das Reibrad fest verbunden ist. Diese Reibräder behalten im Gegensatz zu historischen Reibrädern mit ausgehärteten Gummimischungen dauerhaft ihre weichen Eigenschaften. Diese weichen Eigenschaften wiederum bilden die Grundlage für das leise und verlustfreie Übertragen des hohen Drehmoments.

In dem Reibrad befindet sich ein modernes mehrreihiges Kugellager, da hier eine Führung nach oben und unten benötigt wird, um optimale Stabilität zu gewährleisten. An dieser Stelle ist aufgrund der Gummidämpfung das HighTech-Lager richtig eingesetzt, zu unerwünschten Nebengeräuschen etwa kann es nicht kommen. Die stabile Führung sorgt für optimale Laufruhe und ist selbst für einen 24 Stunden-Betrieb bestens geeignet.

Für den Druck, der auf das Reibrad ausgeübt werden soll, gibt es mehrere Einstellmöglichkeiten. Diese reichen von „Nicht von Hand zu stoppen“ bis „mit dem Finger anzuhalten“.

Fazit

Wie unschwer zu erkennen ist, finden die Komponenten des schick 14 ihr Vorbild im beliebten, klassischen Reibradler. Allerdings habe ich dort, wo eine Optimierung nötig war, die kritischen Komponenten auf den heutigen Stand der Technik gebracht. Dies gilt insbesondere für den Motor und die Steuerung. Auf unnötige Komplikationen, wie etwa zahlreiche Umlenkhebel oder Spannfedern, habe ich bewusst verzichtet. Damit erreiche ich eine deutliche Verbesserung gegenüber den klassischen Reibradspielern. Wenige Bestandteile von außergewöhnlicher Qualität bringen – ähnlich wie bei meinem Tonarm – klassische Ideen in die Moderne und lassen einen Plattenspielertraum wahr werden: meinen und vielleicht auch Ihren.

Anmerkung

Der schick 14 ist zur Zeit nur ein Prototyp und nicht käuflich erhältlich.